Ein ganz besonderes Event der Spitzenklasse ist das alljährlich
abgehaltene Militär-Fahrzeugtreffen "Slovenské Piesky", was soviel wie
"Slowakischer Sand" bedeutet. Wenige Kilometer vom Grenzübergang Hohenau
entfernt traffen sich Liebhaber alter Militärtechnik mit ihren Schätzen.
Teilnehmer aus aller Herren Länder kommen einmal pro Jahr zusammen um
ihre historischen Militärfahrzeuge unter realistischen Bedingungen zu
bewegen. Vom Krad über Kommandowagen, LKWs, Zugmaschinen, Brückenlegern
bis zu Raketenwerfern und Panzern aller Art kann man hier alles hautnah
im Einsatz sehen. Russisches Lager Foto © Automobile Riekmann
Eine knappe Woche steht der Truppenübungsplatz der Slowakischen Armee allen Freunden historischen Militärgerätes zur Verfügung. Das Gelände, welches bereits während des Zweiten Weltkrieges von der Deutschen Wehrmacht zur Ausbildung des Deutschen Afrikakorps diente, bietet mit seinem sandigen Boden ideale Trainingsbedingungen.
Unglaubliche Vielzahl verschiedenartigster Fahrzeuge Foto © Automobile Riekmann
Lager der Sowjetischen Armee
Eines der Lager der Deutschen Wehrmacht Foto © Automobile Riekmann
Sehr interessant waren neben den unzähligen Fahrzeugen auch die zahlreichen Ausrüstungsgegenstände die in den Camps zur Dekoration aufgestellt waren. Auch die originalen Waffen der einstigen Kriegsgegner waren interessant zu vergleichen. Fantastisch waren auch die vielen unterschiedlichen Uniformen, die zum Großteil tatsächlich Originale waren. Die oftmals bis ins kleinste Detail perfekt ausgerüsteten Soldaten riefen bei den "zivilen" Besuchern besondere Bewunderung hervor.
Nachempfundenes Camp des 75. Ranger Regiments der US Army Foto © Automobile Riekmann
Auf Grund der perfekten Darstellung des Lagerlebens und den originalgetreu restaurierten Fahrzeuge konnte man sich in eine andere Zeit versetzt fühlen. Man glaubte zu mindestens sich in einer Filmkulisse zu bewegen. Dazu trug nicht zuletzt auch das akustische Ambiente bei, welches durch das Rasseln der Kettenfahrzeuge und die aus der Entfernung deutlich hörbaren Maschinengewehr-Salven noch realistischer wurde.
Originale Uniformen detailgetreu von den Helmen bis zu den Stiefeln Foto © Automobile Riekmann Gegen den späteren Vormittag füllte sich das Gelände mit einer Unzahl von interessierten "zivilen" Zuschauern, gerade rechtzeitig zum Beginn der Fahrzeugparade. Jedes einzelne teilnehmende Fahrzeug wurde vom Moderator vorgestellt und dabei technische Details und historische Informationen bekannt gegeben. Die Parade begann mit den kleineren Geländefahrzeugen wie Jeeps, Kübelwagen oder GAZ. Es folgten die größeren LKW mit verschiedensten Aufbauten, vom Pritschenwagen bis zum Raketenwerfer.
Raketenwerfer bei der Parade Foto © Automobile Riekmann Zwischendurch bot die Slowakische Luftwaffe einen der absoluten Höhepunkte der Veranstaltung, auf die das Publikum mit viel Enthusiasmus wartete. Mehrere Überflüge in geringer Höhe direkt über das Veranstaltungsgelände zogen alle Anwesenden in ihren Bann. Die Jets flogen so tief, dass man die Maschinen im Detail betrachten konnte.
Jets der Slowakischen Luftwaffe über den Baumwipfeln Foto © Automobile Riekmann Inzwischen waren die schweren Fahrzeug an der Reihe vorgestellt zu werden. Der Boden zitterte als die Halbkettenfahrzeuge, Panzer und Bergepanzer in direkter Nähe zum Publikum vorbei donnerten. Besonders beeindruckend war die Vorstellung der schweren fahrbaren Geschütze, deren Granaten mehr als dreißig Kilometer Reichweite haben. Alle Fahrzeuge konnten in Betrieb beobachtet werden, teilweise mit extremer Geräuschkulisse!
Foto © Automobile Riekmann Am Nachmittag folgte dann der Höhepunkt der Veranstaltung: Es wurde auf dem Gelände vor den Augen des Publikums eine Schlacht zwischen deutschen und russischen Truppen währen des zweiten Weltkrieges nachgestellt. Eine deutsche Fahrzeugkolonne wurde von russischen Truppen angegriffen. Ein russischer T34 Panzer tauchte aus dem nahen Wald auf und feuerte auf die deutschen Halbkettenfahrzeuge. Diese erwiderten das Feuer und verteidigten sich. Aus anderer Richtung näherten sich russische Bodentruppen und feuerten ebenfalls. Rundum explodierten Granaten und sowohl Russen als auch Deutsche feuerten mit ihren Maschinengewehren was das Zeug hielt.
T34 im Einsatz Foto © Automobile Riekmann Plötzlich brachen durch diverse Granatenexplosionen Brände aus, die aber von der anwesenden Feuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht wurden. Inzwischen bargen deutsche Sanitäter und Krankenschwestern die Verletzten und verluden sie in ein Sanitätsfahrzeug. Rundherum gingen die Gefechte weiter, bis schlussendlich die Russen die Überhand bekamen. Die deutschen Truppen gingen mit ihren Offizieren am Ende geschlossen in russische Gefangenschaft.
Die Schlacht ist geschlagen Foto © Automobile Riekmann Nach Beendigung der Kampf-Vorführung beeindruckte eine Vielzahl von besonders ausgebildeten Fallschirmspringern, die in großer Höhe aus einem alten russischen Antonov Doppeldecker absprangen, mit exakten Ziellandungen. Im Anschluss stellte der routinierte Pilot mit mehreren Überflügen über das Veranstaltungsgelände in geringer Höhe seine legendäre Maschine und deren außergewöhnliche Fähigkeiten mit einigen spektakulären Flugmanövern vor.
Auf die gute alte Antonov ist heute noch Verlass Foto © Automobile Riekmann
Kurze Zeit später kam es wieder zu einer beeindruckenden Darbietung. Ein Schützenpanzer trat in einem Rennen auf einem abgesteckten Rundkurs im Gelände gegen einen Geländemaschinen-Profirennfahrer an, der das härteste Offroad-Rennen der Welt die Rallye Paris-Dakar als drittplazierter beendete. Der Schützenpanzer schlug sich mit jeder Menge Powerslides und eindrucksvollen Sprüngen über diverse Hügel wacker und spektakulär. Trotzdem hatte das Motorrad am Ende die Nase vorn.
Schützenpanzer während des Rennens Foto © Automobile Riekmann Im letzten Teil der Veranstaltung konnte man zusehen wie ein massiver tonnenschwerer Brückenleger in wenigen Minuten eine Brücke legte, die so massiv war, dass Lkws und Panzer mühelos darüber fahren konnten. Es war unfassbar welche Kräfte die Hydraulik des Fahrzeuges entwickelte, die notwendig war die tonnenschweren Brückensegmente aufzurichten und zu entfalten. Genau so mühelos wie die Brücke gelegt wurde, war sie auch wieder eingeholt - ein wahres Wunder der Technik!
Brückenleger beim Entfalten Foto © Automobile Riekmann Am Ende kamen dann neben Panzern noch die extrem schweren fahrbaren großkalibrigen Geschütze um Schießvorführungen zum Besten zu geben. Besonders die letzteren ließen die Erde im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr zittern sondern beben! Vor dem Schuss verankerten sich diese Geschütze mittels Hydraulik in der Erde um den gewaltigen Rückstoß zu verkraften. Das Explosionsgeräusch des Abschusses von scharfer Munition des größten Geschützes war urgewaltig und das anschließende Pfeifen des Geschoßes infernalisch bis es sich in der Entfernung verlor. Nach dem Schuss war das Geschütz minutenlang vom Pulverdampf verhüllt.
Abschuss von scharfer Munition Foto © Automobile Riekmann Am nunmehr langsam hereinbrechenden Abend zogen sich die "Soldaten" in ihre Lager zurück und die zivilen Besucher zogen noch unter dem Eindruck des Gebotenen zum nahen Parkplatz und traten die Heimreise an. Auch manche Panzer wurden bereits auf die bereitstehenden Tieflader gefahren und auf den Transport in ihre Garagen vorbereitet. Alles in Allem war die Veranstaltung eine vom Slowakischen Staat unterstützte spektakuläre Demonstration historischer Militärtechnik, die in Österreich so leider nicht denkbar ist. Der kleine Österreicher hat seine Vergangenheit leider auch nach 70 Jahren noch immer nicht bewältigt...! Schade!
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